Die Geschichte der Piersons
lässt sich nicht erzählen ohne ein paar Worte
über die französischen Protestanten zu verlieren.
Diese hatten sich zuerst 1555 in ihrem Heimtland zusammengeschlossen
und wurden von ihren katholischen Landsleuten als
„Huguenots“, eine Verstümmelung des
Bergriffs Eidgenossen, beschimpft. Schon im 16. Jahrhundert wurde die
Glaubensausübung durch den katholischen Klerus und den
französischen König unterdrückt. Ab 1685
erreichten die Verfolgungen unter König Ludwig XIV einen
Höhepunkt, der eine Fluchtwelle von einer Viertelmillion
Hugenotten in die umliegenden protestantischen Länder
auslöste.
In Kassel
ließ sich der erste Hugenotte 1622 nieder. Landgraf Karl von
Hessen-Kassel, der die Nöte seiner Glaubensgenossen sah
erließ 1685 eine „Freiheits-Concession“,
die den aus Frankreich vertriebenen Hugenotten freie Ansiedlung sowie
eigene Kirchen und Schulen zusicherte. In den nächsten Jahren
kamen etwa 4000 der in ihrer Heimat verfolgten Protestanten nach
Nordhessen.
Isaak Pierson
Auch in der
ehemaligen Ackerbürgschaft Hofgeismar ließ Landgraf
Karl Hugenotten ansiedeln. Etwa 265 französische
Flüchtlinge trafen Anfang Februar 1686 in Hofgeismar ein.
Einer der Flüchtlinge war der um 1660 in Metz geborene Isaak
Pierson, ein junger Kaufmann, der durch seine Tüchtigkeit
schon bald Kirchenältester und Rechnungsführer seiner
Gemeinde wurde. Als 1699 die Kolonie Schöneberg angelegt
wurde, gehörte er zu den ersten Siedlern und war die rechte
Hand des Predigers Clément und des Baumeisters Paul du Ry.
Er hatte zwei Söhne, Samuel und Johann-Friedrich.
Johann Friedrich Pierson
Während
der ältere Sohn Samuel in der Kolonie Schöneberg
blieb, verließ Johann-Friedrich zusammen mit dem Sohn von
Paul du Ry Charles, Schöneberg in Richtung Kassel.
Johann-Friedrich war als Kaufmann ebenso
geschäftstüchtig wie sein Vater und man nimmt an das
er über diese Tätigikeit den Gastwirt Nikolaus
Müller, Inhaber des Gasthauses „Zum
Birkenbaum“, welches an der Frankfurter Straße, am
Abzweig des Weges nach Rengershausen lag, kennen lernte. Jedenfalls
heiratete er nach dem Tode Müllers, im Jahre 1749 in zweiter
Ehe dessen Witwe, wodurch er in den Besitz des Gasthauses gelangte.
Nach dem Ablauf
der auf Nikolaus Müller ausgestellten Braukonzession
beantragte Johann Friedrich Pierson eine Konzession auf den eigenen
Namen. Dieser Konzessionsbrief wurde am 21. März 1752
ausgestellt und ist seit dieser Zeit ununterbrochen in Familienbesitz.
1761
übernahm sein Sohn aus erster Ehe mit Margarete Perotet,
Johann-Friedrich-Isaak die Gastwirtschaft. Johann-Friedrich starb im
Oktober 1777 im Alter von 79 Jahren in Kassel.
Johann Friedrich Issak Pierson
Johann-Friedrich-Issak
Pierson führte Brauerei und Gasthaus weiter. Seine am 8.
November 1755 geborene Tochter Dorothea ist wohl die
berühmteste Bürgerin Rengershausen. Als Kind
hörte sie aufmerksam den einkehrenden Fuhrleuten und Bauern
und den durchziehenden Heeren des Siebenjährigen Krieges zu
und merkte sich einen Großteil dieser Geschichten.
Später, als verheiratet Frau erzählte sie diese
Märchen den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm. Diese
Märchen machen den Großteil des zweiten Bandes der
Grimmschen „Kinder- und Hausmärchen“ aus.
Dorothea Viehmann ging als die Märchenfrau der Brüder
Grimm in die Geschichte ein.
Otto Keim
Von Johann
Friedrich Issak Pierson übernahm der, mit dessen Tochter Anna
Sabine verheiratete, Brauer Otto Keim 1798 Brauerei und Gasthof.
Johann Martin Keim
Der
nächste Besitzer war der 1796 auf der Knallhütte
geborene Johann Martin Keim. Seine Zeit war die Epoche der
Napoleonischen Kriege und des Aufbegehrens gegen Fremdherrschaft und
Absolutismus. Er erlebte den Dörnbergischen Aufstand, den
wackere Männer mit dem Jägerobersten Wilhelm von
Dörnberg unternahmen, um den in Kassel residierenden Bruder
Napoleons, genannt „König Lustick“
gefangen zu nehmen. Am 22. April 1809 wurde der Dörnbergische
Aufstand bei der Knallhütte niedergeschlagen.
Karl Keim
Seit dem Tode
seines Vaters Johann Martin 1846, bewirtschaftete Karl Keim die
Knallhütte.
Heinrich Keim
Im Oktober 1900
übernahm Heinrich Keim den Betrieb. Seiner Tatkraft verdankt
das Unternehmen viel, wovon so manche alte, noch heute intakte
Geschäftsverbindung Zeugnis ablegt. Er schuf eine für
damalige Verhältnisse moderne Brauerei.
Franz Bettenhäuser
Nach dem Tode von
Heinrich Keim erbte dessen Tocher Helene die Brauerei. Ihr Ehemann
Franz Bettenhäuser erweiterte Brauerei und
Gaststätte. Als er jedoch nach den Kriegsjahren 1945 starb,
lagen Brauerei und Gasthaus am Boden.
Karl Bettenhäuser
Der Sohn von Franz
Bettenhäuser Karl musste von neuem beginnen. Mit viel
Engagement baute dieser in drei Jahrzehnten den Betrieb wieder auf,
bevor er ihn in 1984 an seinen Sohn Frank übergab.
Frank Bettenhäuser
Mit Frank
Bettenhäuser sind wir, mit der neunten Generation seit der
Brauereigründung, in der Gegenwart angekommen.
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